AUGEN-BLICKE
Schaut man sich die Arbeiten von Rainer Haase an, dann ist man sich sicher, dass der Künstler nach Harmonie strebt, nach Geborgenheit, dass er Orten nachstellt, wo man so sein darf, wie man ist. Unverstellt und das tägliche Maskentragen nicht notwendig erscheint, um unantastbar zu bleiben. Man folgt ihm willig in die Landschaftsräume seiner Bilderwelten, in flirrendes Sonnenlicht, auf duftende Wiesen, in die Weite von Wäldern, man atmet die See, vielleicht hört man angesichts seiner Werke sogar Möwengeschrei. Synästhesie scheint ein Schlüsselwort zu sein. Einem romantischen Gefühlsimpuls folgend, möchte man die Welt umarmen. Rainer Haase ist ganz einfach dem Schönen in der Welt auf der Spur, nicht zerrissen von der Hektik des Alltags. Er besinnt sich auf die Stille eines Augenblicks inmitten eines Naturereignisses, das für ihn überwältigend ist, wenn die technisierte, nützlichkeitsorientierte Gegenwart, freudvolles Staunen nicht mehr zulässt. Rainer Haase ist ein unverbesserlicher Naturmensch, der seine Träume nach Ursprünglichkeit nicht knechtet, der seinen mentalen Tagesstimmungen folgt und auf den Klang atmosphärischer Gegebenheiten lauscht. Dann zieht er alle Register farblicher Verführungskunst. Er legt malerisch seine Spur in Licht trinkender Wiesen, malt und zeichnet in der Landschaft oder fotografiert, um im Atelier zu vollenden.
Rainer Haase hat sich ein naives, ehrfurchtsvolles Staunen vor der Natur bewahrt und das macht seine Arbeiten so vertraut, als hätte man etwas vor sich, was man bereits verloren glaubte...
Er malt den Traum von einer Welt ohne Brüche, von einem Naturerlebnis, das Kraft schenkt. Seine Malereien wirken wie ein Gleichnis für den immerwährenden natürlichen Kreislauf von Werden und Vergehen. Er bekennt sich ganz einfach zu Augen-Blicken seines Lebens, die er bildnerisch verwandelt und mit dem Betrachter teilen möchte, um den Blick zu schärfen für Schönheit, die nicht verloren geht, Schönheit in Himmeln, auf Feldern, am Teich, in Parks, im Blumengarten, Schönheit, die die Ewigkeit berührt. Farbe spiegelt die Sensibilität des Künstlers, seine innere Kraft wie auch das Augenerlebnis. Alles scheint gesättigt mit Gelb- und Rottönen, die ohne Aufgeregtheit zur Meditation über die wichtigen Dinge des Lebens einladen.
Karin Weber (Dipl. Kunstwissenschaftlerin und Galeristin)
Text aus dem Ausstellungskatalog "Fingerprint - Sehnsucht der Farbe" Barockgarten Großsedlitz 2012